Technische Kompetenzen wie das Schweißen lassen sich online entwickeln.

Technische Kompetenzen virtuell entwickeln

Unter Corona leiden auch Auszubildende, vor allem in Berufen, in denen es gilt, technische Kompetenzen zu entwickeln. Deshalb hat die TÜV Rheinland Akademie ihre weltweiten Dienstleistungen im Bereich der beruflichen Bildung weiter ausgebaut: Schweißer und Elektroingenieure lernen in virtuellen Klassenzimmern (Virtual Classrooms, VC) ihr Handwerk. Simulationen verkürzen die praktischen Übungen an Industriegeräten, die seit der Pandemie in kleinen Gruppen und auf Distanz eingesetzt werden.

Für Auszubildende und Studierende eines Ölkonzerns auf der arabischen Halbinsel war der Lockdown zunächst ein Schock. Ihre Ausbildung drohte auf unbestimmte Zeit ausgesetzt zu werden. Aber sie hatten Glück. Innerhalb weniger Tage richtete ihr Trainingscenter Virtuelle Klassenzimmer (Virtual Classrooms, VC) ein. Der Betreiber des Trainingcenters, die TÜV Rheinland Akademie, führt im Rahmen seiner TVET-Programme Schulungen in technischen Kompetenzen für Industriekonzerne weltweit durch. TVET steht für Technical and Vocational Education and Training und basiert auf dem dualen Ausbildungsmodell, das in Deutschland sehr erfolgreich ist. Kunden sind Unternehmen, Bildungseinrichtungen und Regierungen, die in die Entwicklung der technischen Kompetenzen ihrer Mitarbeiter investieren. Die TÜV Rheinland Akademie berät ihre Kunden, entwickelt Bildungskonzepte und Ausbildungspläne und betreibt Ausbildungseinrichtungen – und das weltweit.

150 Ausbilder und 1.000 Lehrlinge mit neuen Ausbildungsplänen im virtuellen Klassenzimmer

Der Aufwand war nicht ohne, angesichts von Corona musste das TVET-Team alles noch einmal neu überdenken. In Saudi-Arabien stellten die rund 150 Ausbilder die aktuellen Ausbildungspläne für Öl- und Gastechniker um, die angehende Schweißer, Elektriker, Prozesssteuerungs- und Betriebsspezialisten gerade durchlaufen. Anstatt regelmäßig zwischen der Ausbildungswerkstatt und dem Klassenzimmer zu wechseln, verlegten sie einen großen Teil des Lehrplans auf digitale Plattformen. Sie zogen die theoretischen Einheiten vor und unterrichteten sie in virtuellen Klassenzimmern.

Virtual Classrooms finden auf einer Internetplattform statt, auf der sich Ausbilder und Studenten gleichzeitig treffen und den Unterricht gemeinsam gestalten. Der Vorteil ist, dass keine physische Präsenz mehr erforderlich ist. Gleichzeitig aber erleben sich Ausbilder und Studierende direkt über ihre mobilen Geräte und können interagieren.
Um dies zu erreichen, mussten die Ausbilder ihre Didaktik und Methoden an die VC-Plattformen anpassen. Die praktischen Teile der Ausbildung wurden zunächst intensiv mit Lehrfilmen und Simulationen vorbereitet. Natürlich muss ein Schweißer den Umgang mit den verschiedenen Schweißgeräten üben, bis er eine gute Schweißnaht herstellen kann.
Mit Simulationswerkzeugen lassen sich bereits einige praktische Fertigkeiten entwickeln, auch wenn die Auszubildenden in der Lehrwerkstatt nicht an einem realen Gerät arbeiten können. Schweißsimulatoren vermitteln bereits ein technisches Gefühl für die Bedienung der Geräte und die Materialeigenschaften. Nach Beginn der Corona-Lockerungen waren die Teilnehmer so gut auf den ersten Einsatz der Maschine vorbereitet – natürlich mit dem nötigen Abstand und in kleinen Gruppen.

In der Zwischenzeit werden die praktischen Module nachgeholt. Unsere Erfahrungen mit Corona zeigen auch, dass vieles machbar ist, was vorher unmöglich schien. Die Ausbilder vor Ort zeigten durchweg großes Engagement. Kein Teilnehmer blieb auf der Strecke oder fiel gar durch – im Gegenteil. Einige der Ausbilder berichteten sogar, dass es ihnen gelang, ihre Leistungskontrolle noch zu verbessern. Denn jeden Tag weisen sie den Teilnehmern Aufgaben zu, die diese umsetzen und vorlegen müssen. Dadurch machten sich Leistungsdefizite und Verständnisprobleme teilweise eher bemerkbar als in konventionellen Unterrichtssituationen, in denen diese Herausforderungen möglicherweise untergegangen wären.

Fazit: VCs sinnvolle Bereicherung, um technische Kompetenzen zu entwickeln

Auch wenn die praktische Ausbildung der Berufsbildungsprogramme ein zentraler Bestandteil bleibt, ist es denkbar, dass die Virtuellen Klassenzimmer zu einer festen Komponente der beruflichen Bildung werden. Anfahrt und Unterbringung werden nur noch für die praktischen Module notwendig sein, was für Riesenreiche wie China große Kostenvorteile birgt.
Investitionen in mobile Geräte werden dann weniger entscheidend sein, insbesondere dann, solange „Physical Distancing“ notwendig ist. Auch die TÜV Rheinland Akademie wird die Leistungsbeurteilung und sogar Prüfungen künftig online mit erprobten Tools organisieren können. Und die Erfahrungen, die wir alle während der Pandemie gemacht haben, zeigen, dass bei den Methoden, wie sich technische Kompetenzen entwickeln lassen, das Virtuelle Klassenzimmer eine sinnvolle und bereichernde Ergänzung zu konventionellen Maßnahmen ist.

Hier finden Sie die aktuellen Angebote in den Virtuellen Klassenzimmern der TÜV Rheinland Akademie.

KompetenzmanagementTÜVRheinlandAkademie

Carlo Humberg