Mit XR und Datenbrille erschließen sich Anwender neue Welten

XR stärkt technische Kompetenzen

Sogenannte XR-Technologien erfreuen sich im Bildungssegment großer Beliebtheit. Schließlich lassen sich über eine erweiterte Realität (Extended Reality/XR) unterschiedlichste Lerninhalte enorm praxisorientiert vermitteln. Doch wie funktioniert das konkret? Ein Überblick.

Probieren geht über Studieren: Deshalb gibt es Flugsimulatoren auch schon fast solange wie das Flugzeug selbst. Die ersten wurden vor mehr als hundert Jahren gebaut und bestanden aus beweglichen Plattformen, mit denen sich die wichtigsten Flugbewegungen simulieren ließen. Ein Sitz, ein Steuerknüppel, ein paar Kugelgelenke: Das waren die Anfänge der Pilotenausbildung.

In virtuelle Lernwelten eintauchen

Heute fühlen sich die ersten Trockenübungen für Nachwuchsflieger dagegen wesentlich realistischer an – auch weil Fluglinien bei der Pilotenausbildung immer öfter auf sogenannte XR-Technologien setzen. XR steht für erweiterte Realität oder auch Extended Reality und fasst damit unterschiedliche virtuelle Technologien unter einem Dach zusammen. Damit lassen sich herausfordernde Situationen wie Unwetter oder Triebwerksausfälle wirklichkeitsgetreu simulieren. Der Vorteil: Wer sich im Flugsimulator schon einmal mit den Unwägbarkeiten des Luftraums vertraut gemacht hat, tritt die ersten echten Überlandflüge wesentlich routinierter an. Um derart realitätsnahe Erfahrungen schon am Boden zu ermöglichen, braucht es lediglich zwei Dinge: Eine VR-Brille sowie ein Computerprogramm, das die gewünschte Umgebung generiert. Setzt der Nutzer die VR-Brille auf, kann er in diese künstlich generierte Umgebung eintauchen und sich darin virtuell frei bewegen. Anders als bei einem Film oder Videospiel ist er also nicht mehr Beobachter, sondern Teil der Szenerie.

Augmented Reality (AR): die echte Welt um Informationen erweitern

Neben der erweiterten XR Realität ermöglichen VR-Technologien das Eintauchen (Immersion) in virtuelle Welten, während Augmented Reality (AR) die Realität durch künstliche Elemente anreichert (to augment, engl. = vermehren). Heißt konkret: Anwender bleiben in der realen Welt, können dort aber nicht nur reale, sondern auch computergenerierte Informationen oder auch Inhalte wahrnehmen. Anders gesagt: VR-Technologien versetzen den Nutzer in eine virtuelle Umgebung. AR bringt dagegen virtuelle Gegenstände in die echte Welt.

AR-Technologien werden ebenfalls zu Schulungszwecken eingesetzt. So könnten Azubis mit speziellen Brillen gefahrlos virtuelle Schweißobjekte bearbeiten, wie das bereits in der Ausbildung der TÜV Rheinland Akademie der Fall ist. RWE Power hat mithilfe von TÜV Rheinland auch die Schulung für Wartungsarbeiten an Schaufelbaggern und anderen Großgeräten über XR-Technologien vereinfacht – und kann dadurch Großgeräteführer entlasten. Dazu wird das Wartungspersonal über eine Datenbrille geschult, sodass sie ihre Aufgaben gefahrlos für Mensch und Umwelt und effektiv ausführen können – auch wenn der letzte Einsatz ein paar Monate her ist. Unterschiedliche Hebel und Schalter werden durch die Brille in Form von Hologrammen visualisiert, Funktionen der Schaltelemente im Führerstand ausführlich erklärt, Arbeitsvorgänge schrittweise vermittelt. Die Anwendung wird nicht statisch im Bildfeld eingeblendet, sondern fügt sich nahtlos in die reale Umgebung ein. Das bedeutet, die Schulung des Wartungspersonals findet im Fall von RWE nicht nur im „Klassenzimmer“ statt, sondern auch auf dem Großgerät selbst. Die Anwendung, die das Team Digital Learning von TÜV Rheinland entwickelt hat, erkennt die Führerkabine des Schaufelbaggers und positioniert das Hologramm des einzelnen Steuerelements genau an die richtige Stelle. Dadurch findet das Wartungspersonal alle erforderlichen Hebel und Schalter im Handumdrehen und kann das per AR erworbene Praxiswissen in der Praxis problemlos anwenden.

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XR – ein wichtiger Trend in der Vermittlung technischer Kompetenzen

XR-Technologien gelten nicht umsonst als ein wichtiger Zukunftstrend der Bildungsbranche. Sie ebnen den Weg zu standortunabhängigen und damit kostengünstigen Schulungen, machen viel mehr Spaß als herkömmliche Trainingsangebote und – was am wichtigsten ist – gewährleisten, dass der Praxistransfer der theoretischen Lerninhalte gelingt. Dementsprechend baut die TÜV Rheinland Akademie das Angebot an XR-Trainingslösungen derzeit konsequent weiter aus, unter anderem im Bereich Gabelstapler-Führerschein, Mobilität und Ingenieurswesen. Wie sagt schon der chinesische Philosoph Konfuzius: „Sage es mir und ich werde es vergessen. Zeige es mir und ich werde es vielleicht behalten. Lass es mich tun und ich werde es können.“

KompetenzmanagementTÜVRheinlandAkademie

Holger Offermanns