ABO-Psychologen helfen bei schlechtgelauntem Boss

Wie ABO-Psychologen helfen können, wenn der Chef das Problem ist

Schlechtes Management, mangelnde Konflikt-, Fehler- und Kritikkultur können ein Unternehmen teuer zu stehen kommen. Aufgrund des Fachkräftemangels, der demografischen Entwicklung und der Digitalisierung steigt die Nachfrage nach Dienstleistungen rund um die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz immer mehr an. ABO-Psychologen (Arbeits- und Organisationspsychologie) sind eine wertvolle Unterstützung für Unternehmen. Aber was genau ist ihre Aufgabe und was sind ihre Stärken?

Lange Zeit wurde der psychischen Gesundheit der Mitarbeiter wenig Beachtung geschenkt. Mit der zunehmenden Arbeitsverdichtung, immer höheren Anforderungen und steigenden Belastungen durch die digitale Verfügbarkeit steht seit einigen Jahren auch die psychische Gesundheit im Fokus. 2018 meldeten die Krankenkassen in Deutschland immer mehr Fälle von psychischen Erkrankungen. Sie sind mittlerweile die häufigste Ursache für Frühverrentung und Berufsunfähigkeit in Deutschland und mit 15,2 Prozent immer noch die dritthäufigste Ursache für Fehlzeiten. Schlechte Führung, mangelnde Konflikt-, Fehler- und Kritikkultur sind früher oder später ein unternehmenskritisches Thema, das den Fortbestand der Organisation gefährden kann. Vor allem Menschen können bis zum Burnout überlastet werden, wenn sie bei Veränderungsprozessen nur auf der Sachebene funktionieren sollen und nicht gehört werden. Ängste, Emotionen, interne und externe Konflikte werden noch viel zu selten thematisiert.

Hinter die Fassade schauen und gesundes Miteinander fördern

Anders als Psychotherapeuten sind ABO-Psychologen keine Kliniker, sondern analysieren eine Organisation und ihre Akteure auf allen Hierarchieebenen aus einer sozialpsychologischen Perspektive. Die Aufgabe eines ABO-Psychologen ist es, hinter die Fassade eines Unternehmens zu schauen und die sozialen Beziehungen und Interaktionen zu analysieren. Wie fühlen sich einzelne Menschen, wenn sie sich zum Beispiel durch die Digitalisierung ständig in Veränderungssituationen erleben? Inwieweit weichen Anspruch und Wirklichkeit des sozialen Umgangs in einem Unternehmen auf und wie wirkt sich dies auf die Wahrnehmung und das Verhalten der Mitarbeiter aus? Wie führt und kommuniziert eine Führungskraft? Werden in der Kommunikation neben sachlichen Themen auch emotionale Bedürfnisse angesprochen, insbesondere in Veränderungssituationen? Und wie geht ein Unternehmen mit Konflikten, Fehlern und Ängsten um? Spricht eine Führungskraft dann auch die Beziehungsebene zwischen Konfliktparteien an und arbeitet gestörte Beziehungen so auf, dass es auf einer gesunden Arbeitsebene weitergehen kann? ABO-Psychologen brauchen eine ausgeprägte kommunikative und soziale Kompetenz. Sie müssen die richtigen Fragen stellen und vor allem zuhören können. Sie müssen Gespräche moderieren und emphatisch und sympathisch auf Menschen aller Hierarchien eingehen. Vor allem müssen sie Wissen und Methoden vermitteln, wie eine gesunde Zusammenarbeit in Unternehmen, Abteilungen oder Teams gelingen soll und kann.

Hohe Qualifikationsanforderungen für ABO-Psychologen

Ambitionierte Anbieter stellen nur Absolventen eines Diplom- oder Masterstudiengangs in Psychologie ein. In Deutschland hat das Fach einen Numerus Clausus von 1,0. Andere Studiengänge der Psychologie erfüllen oft nicht die fachlichen und methodischen Kenntnisse, die idealerweise vorhanden sind. Qualitätsanbieter erkennt man daran, dass sie Unternehmen keine Null-Acht-Fünfzehn-Angebote unterbreiten, sondern diese vorab klären können , wo die Schmerzpunkte sind, was das Unternehmen braucht und als zielgerichtete Lösungen erwartet. Auch wenn es nur wenige gesetzliche Vorgaben für ABO-Psychologen gibt, legen auch große Anbieter großen Wert auf die Qualifikation ihrer Kollegen sowie die methodischen und technischen Entwicklungen in der unternehmenspsychologischen Forschung und Praxis.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit

Dass die psychische Gesundheit in einer modernen, getakteten und digitalisierten Arbeitswelt mit zunehmend älteren Beschäftigten einen hohen Stellenwert hat, hat auch der deutsche Gesetzgeber 2013 erkannt. Er hat daher in das Arbeitsschutzgesetz die Vorgabe aufgenommen, dass alle Arbeitgeber, unabhängig von der Größe ihres Unternehmens, regelmäßig eine Gefährdungsanalyse psychischer Belastungen am Arbeitsplatz durchführen müssen. Der Leitfaden zur Umsetzung der „Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie“ sieht jedoch nicht vor, dass eine solche Gefährdungsanalyse von Psychologen erstellt werden muss. Beim AMD TÜV hat man sich beispielsweise darauf geeinigt, dass die ABO-Psychologen den Prozess leiten, bei der Methodik beraten und die Kommunikation maßgeblich unterstützen sollen. Auch Arbeitsmediziner und Sicherheitsfachkräfte müssen eingebunden werden. Die Zusammenarbeit in Präventionsteams mit der Arbeitsmedizin, dem Arbeitsschutz, der betrieblichen Gesundheitsförderung und dem betrieblichen Eingliederungsmanagement ist notwendig, um die komplexen Fragen des Arbeitsschutzes in den Betrieben zu bearbeiten.

Betriebliches Gesundheitsmanagement AMD TÜV

Iris Dohmen